Hallo Rasim, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup PianoMe, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?
Sehr gerne! PianoMe soll eine weltweite Online-Plattform werden, die das Mieten und Vermieten von Musik-Proberäumen einfach und flexibel ermöglichen sowie den administrativen Aufwand im Zusammenhang mit der Raum-An- und Vermietung signifikant reduzieren soll. Eine Art AirBnb für Musiker mit zusätzlichen Funktionen. Des Weiteren steht der Community-Gedanke im Vordergrund.
Welches Problem wollt Ihr mit PianoMe lösen ?
Das Problem des Proberaummangels ist inzwischen weltweit bekannt. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Städten weltweit, sind Musiker mit diesem Problem konfrontiert. Dabei schlummern vielerorts ungenutzte Möglichkeiten. Oft verfügen zum Beispiel Privatpersonen über ungeahnte Kapazitäten, die den Musikern bisher verborgen blieben. Auch in den Musikschulen bleiben die Räume nach 18:00 Uhr sowie an Wochenenden meistens ungenutzt. Hier will PianoMe ansetzen und zur Lösung des Problems nach Prinzip der Sharing Economy beitragen. Es ist aber auch sehr wichtig, dass wir wirklich nicht nur „ungenutzte“ Kapazitäten sichtbar machen wollen, indem wir Vermarktung der Proberäume sowie Studios für Anbieter übernehmen, sondern auch den administrativen Aufwand auf beiden Seiten signifikant reduzieren wollen. Auf diese Weise leistet PianoMe ebenfalls einen Beitrag dazu, die Proberaum-Situation im ersten Schritt in Ballungsräumen zu entspannen.
Wie ist die Idee zu PianoMe entstanden ?
Durch Gespräche mit Musikschaffenden und Freunden sind wir auf die großen Herausforderungen gestoßen, die das Proben mit einem Instrument mit sich bringt. Viele Musiker*innen und Bands kennen das Problem, nicht genügen Möglichkeiten zum Proben zu haben. Nicht jedes Zuhause ist geeignet, um ein Instrument zu spielen und nicht immer ist die Qualität eines geliehenen Instrumentes gut. Oftmals sind Proberäume überlastet oder zu teuer. Wie soll man ein Instrument lernen oder das Spiel verbessern, ohne vernünftig zu proben? Nach einiger Recherche war klar: Zwar gab es einzelne, kleinere Anzeigen-Portale, deren Angebot war aber enttäuschend. Einen Proberaum zu finden und zu mieten, war unnötig kompliziert – das Angebot war unübersichtlich, Anfragen mussten per Telefon gestellt werden, die Zahlungsabwicklung war weder sicher noch transparent und es gab auch keine Bewertungen der Räume durch andere Musiker*innen, die geholfen hätten, sich ein realistisches Bild machen. So war von Anfang das Ziel, eine Plattform zu schaffen, die wirklichen etwas verändert, einen Mehrwert bietet und genau diejenigen Eigenschaften hat, die Musikschaffende und Anbietende brauchen. Hieraus ist beispielsweise die Idee entstanden, Anbieter*innen die Möglichkeit zu geben, Hörproben der Instrumente in ein Angebot zu integrieren. Musiker*innen können hierdurch schon vorab einen Eindruck vom Klang des Instruments im Proberaum erhalten. Es gab aber auch noch einen weiteren Aspekt, der eine große Rolle für die Gründung der Plattform spielte: Das Angebot verfügbarer Proberäume war bis dato viel zu klein! Hier wollten wir ansetzen und haben uns auf die Suche nach ungenutzten Kapazitäten gemacht – und sind fündig geworden!
Wie würdest Du Deiner Großmutter PianoMe erklären ?
Einfach einen geeigneten Proberaum oder Studio auf der Plattform finden. Online buchen. Spielen. Die praktische Umsetzung kann im Zweifel Enkel oder Enkelin übernehmen… Spaß… Wollte nur damit sagen, dass die Handhabung der Plattform ziemlich einfach und intuitiv ist. Zeiten einer langen Suche, telefonischen Abstimmung, Notizsammlungen, etc. sind vorbei.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Neben dem AirBnB-Gedanken ist auch die Reduzierung des administrativen Aufwandes auf beiden Seiten (gemeint sind sowohl Vermieter, als auch Mieter) im Zusammenhang mit der Raum-An sowie- Vermietung sehr stark in den Fokus des Konzeptes reingerutscht. Auch User-Erlebnis ist sehr wichtig geworden: Wie klingt das Instrument, Was sagen andere User zum Proberaum oder Studio, Was ist im Raum möglich und was nicht, Was ist erlaubt und was nicht. Weitere Konzepterweiterungen sind momentan entweder in Planung oder befinden sich bereits in der Implementierung. In Zukunft wird das Wort „Video“ auch stärker an Bedeutung gewinnen. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch eine Anpassung unserer Geschäftsstrategie möglich.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Das Inserieren sowie alle vorhandenen Funktionen sind momentan kostenlos. Nur für jede erfolgte Buchung erhält PianoMe eine Vermittlungsprovision, die übrigens im Marktvergleich (Airbnb & Co) weit unter dem Markt-Durchschnitt liegt und ist aktuell im Wesentlich dafür da, um Kosten im Zusammenhang mit der Buchung zu decken (Transaktionskosten, Finanzgebühren, etc.). Die (Rest-)Einnahmen fließen derzeit komplett wieder in das Projekt zurück, um Weiterentwicklungen möglich zu machen. Es geht uns aktuell gar nicht darum, möglichst schnell Gewinne zu erzielen. Die Qualität der Plattform ist erstmal viel wichtiger. Wir möchten ein hochwertiges Produkt anbieten und die Services an die Wünsche der User*innen anpassen. Trotzdem denken wir auch über alternative Finanzierungsquellen nach, da wir noch einiges vorhaben. Im Moment konzentrieren wir uns aber auf die Entwicklung der Plattform und werden zum gegebenen Zeitpunkt weitersehen.
Wie genau hat sich PianoMe seit der Gründung entwickelt ?
Eine sehr gute Frage! Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es tatsächlich einen realen Bedarf gibt und die Plattform von den Musikschaffenden und Anbieter*innen rege genutzt wird. Gestartet sind wir mit dem Schwerpunkt „Klavier“, wie der Name „PianoMe“ verrät. Das aktuelle Angebot an Proberäumen und Studios auf PianoMe ist aber vielschichtig geworden – vom Wohn- bzw. Musikzimmer über Industrie-Lofts, Unterrichtsräume von privaten Musikschulen bis hin zum Aufnahmeraum im Tonstudio sowie Konzertsälen. Auch die Plattform wurde kontinuierlich, basierend auf dem Feedback unserer User, weiterentwickelt. Einige neue Features wurden freigeschaltet. Hier ist zum Beispiel das Booking Management Dashboard mit Übersicht aller Buchungen/Vermietungen inkl. Status und csv Export zu erwähnen. Dank dieser Download-Funktion können z.B. Vermieter alle Transaktionen eines bestimmten Zeitraumes per Knopfdrück downloaden. Die Datei kann sowohl für eigene Analysezwecke, aber auch z.B. zwecks Einlesens der Daten in eine Buchhaltungssoftware oder zum Versand an Steuerberater genutzt werden.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?
Mittlerweile zählt die PianoMe-Familie bereits tausende Mitglieder. Das haben wir übrigens ohne nennenswerte Werbemaßnahmen geschafft. Was unser Team angeht: Seit Beginn arbeiten wir als ein sehr kleines Team am Projekt, nicht zuletzt, um Kosten zu sparen, die wir sonst an unsere User*innen weitergeben müssten.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir arbeiten kontinuierlich an der Plattform. Dabei stehen wir immer mit unseren User*innen in Kontakt. Unser Ziel ist es, nicht nur die Suche nach einem Proberaum zu erleichtern, sondern auch beiden Seiten – Musikschaffenden und Anbietenden – möglichst viel administrativen Aufwand abzunehmen. Es sollte nicht nur ganz einfach und schnell gehen, einen geeigneten Proberaum zu finden oder anzubieten, sondern auch, den Buchungsprozess zu verwalten, das heißt, Zahlungen sicher zu senden und zu empfangen. Das klappt schon alles sehr gut, für die Zukunft haben wir aber noch weitere Verbesserungen, Funktionen, Services und sogar neue Produkte geplant. Stichwort „Video“ war unter anderem bereits gefallen. Außerdem werden wir unser Netzwerk von Kooperationen und Partner*innen weiter ausbauen. Mehr möchte ich aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verraten!
Vielen Dank für das Interview.